Silber des Barock und des Klassizismus aus Hamm

Hamm im Silberglanz.

Dass es in Hamm ein altes Silberschmiedehandwerk gegeben hat, war zwar schon seit langem bekannt, aber man verfügte über wenig konkrete Kenntnisse. Erst 1969 gelang es dem damaligen Museumsdirektor Herbert Zink mit einer Ausstellung zum Hammer Silber, etliche Objekte mit Namen von Silberschmieden und Daten zu verbinden. Zu den bedeutendsten Silberschmieden der Barockzeit gehörte in Hamm der Silberschmied Christian Hövel, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts tätig war. Christian Daniel Kühl, der aus Iserlohn stammend 1795 in Hamm heiratete und hier tätig war, verdanken wir Silberarbeiten im Stil des Klassizismus. Von diesen Meistern stammen ein Rechaud und ein silbernes Leuchterpaar, die dem Gustav-Lübcke-Museum jetzt aus dem Kunsthandel zum Erwerb angeboten worden sind.

Der Rechaud wurde zum Erhitzen eines Wasserkessels verwendet, der für den Aufguss von Tee diente. Das Entstehungsjahr des Rechauds geht aus der Stempelung hervor, die aus dem Meisterzeichen, märkischem Schachbalken, dem preußischen Zepter und dem Jahresbuchstaben V für das Jahr 1730 besteht. In seiner kunstvollen Gestaltung mit Klauenfüßen und üppig sich wellendem Akanthusblattwerk hält der Rechaud jeden Vergleich mit Werken aus den großen Zentren für kostbare Silberwaren wie Augsburg, Paris oder London aus. Dies gilt ebenso für das gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstandene Leuchterpaar. Über einem gestuften Sockel erhebt sich der kannelierte Schaft, den eine antikisierende Vase bekrönt. Umlaufende Perlstäbe sowohl am Fuß des Schaftes als auch an den Rändern der Vase betonen die horizontale Gliederung. Einen feierlichen Akzent setzen die den oberen Abschluss des Schafts markierenden Festons, Draperien, die durch Ringe gesteckt sind. Wie die an den Sockeln der Leuchter eingravierten Wappen der Adelsfamilien von Torck und von Plettenberg zeigen, deren Namen mit Herrenhäusern in der Umgebung von Hamm und Unna verbunden sind, spiegeln die Leuchter ein bedeutendes Kapitel westfälischer Geschichte wieder.

Justus Kandzi